Zusammen ist man stärker
Die Lieferkette lebt von einem Ineinandergreifen verschiedener Rädchen. Je enger die Glieder miteinander verknüpft sind, desto besser der Prozess. Wie wichtig eine Kooperation zwischen den verschiedenen Akteuren insbesondere beim Gütertransport ist, haben die Ereignisse der vergangenen Wochen eindrücklich bewiesen.
Dieser Sommer hatte es in sich. Nachdem es am 12. August 2017 im Rahmen von Tunnelarbeiten bei Rastatt in Baden-Württemberg zu einer massiven Absenkung der Gleise kam, wurde ein Teilstück der Rheintalbahn zwischen Rastatt und Baden-Baden für den Schienenverkehr gesperrt.
Die Kommunikation der Deutschen Bahn verlief schleppend, doch schließlich kristallisierte sich heraus, dass die Unterbrechung voraussichltich bis in den Oktober hinein andauern wird. Für Betreiber von Güterzügen und ihre Kunden kam diese Nachricht einem Super-GAU gleich. Die Schließung eines Teilstücks eines der wichtigsten europäischen Frachtkorridore ist schlimm genug. Die Tatsache, dass Alternativrouten aufgrund von Baumaßnahmen nur unzureichend verfügbar waren, verschlimmerte die Lage jedoch weiter. Diese Situation zeigte deutlich, dass viele Verlader auf eine Karte setzen, was das Routing ihrer Ladung angeht. Es fehlt oftmals an einem profunden Risikomanagement. Die Lage zeigte allerdings ebenfalls, welche Transportunternehmen in der Lage waren, schnell und flexibel zu agieren, um alternative Routen auszuarbeiten – und diese Pläne dann auch effektiv umsetzten. So konnte der Schweizerzug bereits nach kurzer Zeit eine Transportalternative über Stuttgart realisieren.
Zu viele Boxen auf einen Schlag
Doch damit nicht genug. Dass die Sommerzeit zugleich Stauzeit ist, galt in diesem Jahr nicht nur für die Straße, sondern auch für Schiffe an Terminals in Rotterdam und Antwerpen. Seit Mai kommt es sowohl bei den ausgehenden Verkehren in Richtung Übersee als auch bei der Verschiffung von Boxen ins Hinterland immer wieder zu massiven Verspätungen. Überseeschiffe mit einer Kapazität von 20.000 Teu liegen teilweise länger als 24 Stunden im Terminal, Binnenschiffe warten oftmals zwischen 50 und 100 Stunden auf ihre Abfertigung. Die Neustrukturierung der Fahrpläne der großen Containerreederei-Allianzen hat in den Häfen für Wirbel gesorgt. Der ausschlaggebende Faktor für die Problematik ist allerdings das anhaltend hohe Niveau der Containermengen in Rotterdam und Antwerpen, die die Terminals aufgrund zunehmender Schiffsgrößen auf einen Schlag erreichen. Beide Häfen verzeichneten im ersten Halbjahr 2017 indes weitere Zuwächse beim Umschlagvolumen der Boxen. Daher warnen Industrieexperten, dass sich Wartezeiten bei der Containerabfertigung von Binnenschiffen vorerst nicht vermeiden lassen werden.
Kooperation ist die Antwort
Für Terminalbetreiber, Binnenschiffsoperateure, Lkw-Unternehmer und vor allem Verlader führt diese Gesamtsituation an Terminals und auf der Schiene zu großen Herausforderungen. Planungsunsicherheit, Verzögerungen und Extrakosten sorgen dafür, dass die Frage nach Lösungen, wie der Transportablauf aufrechterhalten werden könnte, immer dringender wurde.
So schwierig die Problematik, so simpel die Erkenntnis: Flexibilität, offene Kommunikation und vor allem Kooperation zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern sowie auch Marktakteuren sind hier die Schlüsselworte. Im Sommerverlauf erwies sich der Gütertransport auf der Schiene oftmals dort als lohnende Alternative, wo Binnenschiffe am Terminal warten mussten, denn hier verlief die Abfertigung sehr viel besser. Seit der Sperrung der Rheintalstrecke hat sich die Situation allerdings umgekehrt. Da Güterzüge auf Alternativrouten nur mit einer verminderten Kapazität fahren können, fangen Binnenschiffe zahlreiche Transporte auf und sorgen dafür, dass die Ladung trotz aller Schwierigkeiten ihren Bestimmungsort erreicht.
Der Schweizerzug operiert unter einem Notfallfahrplan derzeit mit zwei Rundläufen pro Woche. Auch wenn die Abfahrten damit weniger zahlreich sind als der Regelfahrplan vorsieht, hat die Betreiberin Swissterminal AG die Transportdauer je Abfahrt optimiert. Roman Mayer, Präsident und Delegierter des Verwaltungsrates der Swissterminal AG, erläutert: „Bereits Anfang August haben wir die Transportzeit unseres Schweizerzuges weiter verbessert. So erreichen wir im Export die Rotterdamer Terminals APM2, RWG und EMX abhängig von der jeweiligen Abfahrt teilweise drei Tage, mindestens jedoch einen Tag früher als zuvor. Auch beim Import bieten wir alle Abfahrten der Maasvlakte-Terminals attraktiv per Bahn an. Und beim Terminal EMX fährt der Schweizerzug nun montags und freitags jeweils zwei Tage Zeitersparnis heraus.“
Zusammen ist man stärker, das hat sich in den vergangenen Wochen wieder einmal bewahrheitet. Um den wachsenden Anforderungen für Hinterlandverkehre auch künftig gerecht zu werden, sind effiziente Arbeitsabläufe entlang der gesamten Lieferkette und eine funktionstüchtige Verkehrsinfrastruktur jedoch wichtiger als je zuvor.